Първото българско списание, издадено от Константин Фотинов за пръв път…
prof. Lachezar Radev
In meinem Beitrag, veröffentlicht in Ljuboslovie, der Jahresschrift der Konstantin-Preslavski-Universität am 23.06. 2021, über die Formel des Westens gegenüber Russland, die sich kurz mit den Schwerpunkten „Gespräche-Zurückhaltung-militärische Antwort“ beschreiben lässt, machte ich auf zwei wichtige Umstände aufmerksam. Erstens, dass eine derartige Formel ein großes geostrategisches Nichtsist.Zweitens, dassRussland in zunehmendem Maße „strategische Tiefe“erlangt.
In der gegenwärtigen Abhandlung würde ich meine Argumente in Bezug auf Folgendes anführen: Einer der Hauptfaktoren für die tiefgreifende Entwicklung der russischen Idee von „strategischer Tiefe“ ist Deutschland.
Für mich ist dies ein grundlegendes geopolitisches und geostrategisches Thema sowie eine Tatsache, die unsere Zeit prägt.
Grundlage der vorliegenden Überlegungen ist die Karte der Abbildung 1, in deren oberen Teil der Verlauf von North Stream (SP) und SP-2 und im unteren Teil – das Übungsgelände, auf dem die Militärübung „West- 2021“ stattfindet.
Abbildung 1. Verlauf des Gastransportnetzes Nord Stream (SP) und SP-2 (oben) und militärische Truppenübungsplätze, auf denen die Militärmanöver West 2021 in Russland und Weißrussland stattfinden (unten).
Die wichtigste Schlussfolgerung, die ich aufgrund der Auswertung der Abbildung 1 ziehen würde, lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die „strategische Tiefe“, die Russland in Europa realisiert, bezieht sich hauptsächlich auf Deutschland mit anschließender Entwicklung in Richtung Frankreich, d.h. Russlands geopolitisches Interesse rückt allmählich und stetig zur Mitte Europas vor.
Warum bin ich davon überzeugt?
I. Weil, wie aus Abbildung 1 ersichtlich, das Ende von SP-2 im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, der Stadt Greifswald (Deutschland)liegt, was an sich bedeutet, dass:
erstensDeutschland zu einem großen Gas- und Energieverteiler im Herzen Europaswird, woraus verständlicherweise folgt, dass es auch andere europäische Verbraucher mit Erdgas „beliefern“ wird. Es ist ganz klar, dass dies es automatisch verwandelt:
• in einen wichtigen geopolitischen Akteur;
• in ein Land, das seinen wirtschaftlichen und somit auch politischen Einfluss ungeachtet der innenpolitischen Konjunkturenorm steigert;
• in ein Land, das seine Beziehungen zu Frankreich vertiefen und ihm so helfen kann, sich weiter als maßgebender europäischer Akteur zu etablieren, d.h.die französische Größe wiederzubeleben, jedoch in einer vollkommen anderen Form;
• in ein Land, das im Einklangmit seiner politischen Strategie und vor allem in deren Dienst andere europäische Länder „in angemessener Weise“ beeinflussen kann.
zweitens Deutschlanddie Möglichkeit erlangen wird, zusammen mit Russland die europäische Agenda in einem ziemlich breiten Spektrum zu diktieren. Dies steht außer Zweifel.
drittens, wenn Europa weiterhin nicht zur Vernunft kommt und bezüglich seiner gutnachbarlichen und einträglichen Wirtschaftsbeziehungen mit Russland in den Wolken schwebt, dieses Europanichts Guteserwartet.
Hier möchte ich zwei Beispiele in Bezug auf die Erdgaspreise anführen:
1. Konstantin Simonov (Generaldirektor des Nationalen Energiesicherheitsfonds Russlands) fasste in einem Interview mit dem nationalen russischen Fernsehen (15.9.2021)zusammen, dass
a/ die Langzeitverträgemit Gazprom (Hervorhebung von mir – L.R) auf denendie Beziehungen des Energiekonzerns mit Europa basiert sind, wurden per Beschluss der Europäischen Kommission (EK) für nicht mehr nötig erklärt. (Hervorhebung von mir – L.R) Nur fairer Handel in Übereinstimmung mit den Markt- und Wettbewerbsgrundsätzensowie lediglich kurzfristige Beziehungen seienzulässig;
b/ das von der EG vorgeschlagene Modell garantiere nicht die Belieferung Europas mit dembenötigten Erdgasvolumen;
c/ Die EG verpflichtet Gazprom zur Neufassung (Hervorhebung von mir – L.R) aller Lieferverträge und zur Reduzierung(Hervorhebung von mir – L.R)des Liefervolumens, zu dem sich Gazprom verpflichtet;
d/ „Europa wähnt sich sehr schlau und wollte uns überlisten, aber das wird zurückschlagen“, schließt Simonov.
Und so: Ein bulgarisches Sprichwort sagt: „Dummheit währt lange“.
2. Wladimir Putin sagte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Alexander Lukaschenko über die Erdgaspreise in Europa: „Der Gaspreis hat begonnen, den Preis von Öl und Erdölprodukten zu übersteigen – sehen Sie, wie er in die Höhe geschnellt ist! Und nach den Vertragsklauseln der Langzeitverträge undgemäß unseren Preisbildungsprinzipien verkauft Gazprom nicht zu solchen Preisen, und diejenigen, die zugestimmt haben, Langzeitverträge mit uns zu schließen, können sich jetzt vergnügt die Hände reiben. In Deutschland verkauft Gazprom das Gas für 210 Dollar, und das ist günstig für alle. Aber die EK hat gar nicht daran gedacht und jetzt – zerbrecht euch bitte den Kopf darüber!“.
Ein kurdisches Sprichwort lautet sinngemäß:Wenig Verstand -große Bürde.
Daraus wird auch die Schlussfolgerung klar, die ich über Deutschland gezogen habe.
II. Weil die in naher Zukunft gemeinsam mit Weißrussland durchgeführten Übungen „West 2021“ eine neue Chance sein könnten, die militärische Rolle Deutschlands in Europa aufzuwerten.
Warum?
Wie die Karte in Abbildung 1 (unten) zeigt, werden die Übungen auf 15 russischen und 5 belarussischen Truppenübungsplätzen durchgeführt, unter Beteiligung von 200.000 Soldaten und einer beeindruckenden Menge an militärischemGerät, darunter brandneuer militärischer Ausrüstung,.
Natürlich erschallte von den Vereinigten Staaten, der Ukraine, Polen und dem Baltikum ein gellender Zeter- und Mordaufschrei zum Himmel, begleitet von allen nur erdenklichen – jedes unhaltbarer als das nächste – Schreckensszenarien einer russischen Invasion in Europa.
Die Ukraine steht am Rande des nationalen Zerfalls, mit fast null wirtschaftlicher Entwicklung und einer ewig bettelnden und klagenden politischen Schicht, die glaubt, dass das Land von drei Seiten angegriffen wird, die durch die Pfeile in Abbildung 1 angezeigt werden, nämlich Weißrussland, Russland und die Krim. Aber nicht nur das. Als Reaktion auf eine solche Invasion verkündete die Ukraine, dass ihre Armee unbesiegbar sei, was nur schallendes Gelächter und tiefes Bedauern auslöste.
Die baltischen Staaten – Lettland, Litauen und Estland –konnten es nicht umhin, sich dem Gejammer der Ukraine anzuschließen, denn sie erwarten auch einen Angriff aus Weißrussland und Russland. Zu allem Überfluss wird die bereits gestartete Truppenübung unter Beteiligung von Lettland, Litauen, Estland, den Niederlanden und Polen ins Zentrum der Hauptstadt Riga verlegt. Der Grund dafür war, dass in der Stadt angeblich ein schwarzgekleideter, bewaffneter Mann aufgetaucht sei und der Zweck der Übung unter städtischen Bedingungen darin bestehe, ihn zu fassen und zu neutralisieren.
Unglaubliche Aufnahmen von verängstigten Müttern, die in Kinderwagen herumlaufen, und Kindern, die vor Angst schreien, zusammen mit Kommandos, die in die Luft schießen, sind im Internet zu sehen. Und das alles, weil die Behörden nicht versuchten, die Rigaer Bevölkerung vor einem weiteren Wahnsinn zu warnen.
Wenn das Ganze von der Seite betrachtet, kommt einem Einsteins Satz in den Sinn, dass das Universum Grenzen habe,doch die menschliche Dummheit nicht. Leider hat das Genie Recht.
Der ganze Aufschrei und das schlecht inszenierte Spektakel sindfadenscheinig, aber wie aus Abbildung 1 ersichtlich, müssen diese Länder wirklich darüber nachdenken, ob sie nicht unter anderen Umständen die Rolle eines Puffersspielen werden. Zum Beispiel in der Rolle eines Puffers zwischen Deutschland und Russland im Falle eines Zusammenbruchs der EU.
Auf der anderen Seite ist dasgemeinsame Staatsgebildevon Weißrussland und Russland ein brillanter strategischer Schachzug, der dabei ist, glanzvoll absolviert zu werden. Es sei zu erwarten, dass eine ähnliche Strategie auf die Länder Zentralasiens angewendet werden könnte, wie Alexander Lukaschenko bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wladimir Putin anmerkte. Eine solche Entwicklung ist meines Erachtens jedoch in naher Zukunft kaum zu erwarten, schon allein deshalb, weil Russland sich um die Sicherheit der Länder in der genannten Region kümmert, was in Bezug auf die Sicherheit seiner eigenen Grenzen voll und ganz den Interessen Russlands entspricht. Wichtiger ist in diesem Zusammenhang etwas anderes: Russland soll seine Beziehungen zu Pakistan, Iran, Indien und Afghanistan strategisch stärken, um tiefgreifende Konflikte an seiner Peripherie und näherem Umfeld /“Rimland“/ zu verhindern. Darüber hinaus braucht es eine strategische Präsenz in den Ländern Südasiens (in der Tiefe) und im Golf von Bengalen (insbesondere) – aus verständlichen Gründen.
Ich denke, dass dies eine machbare und realistische Strategie ist, die die freundschaftlichen Beziehungen zu China in keiner Weise beeinträchtigt, im Gegenteil. Eine ähnliche Strategie schützt auch China. Peking ist sich dessen bewusst. Und es wird passieren. Das bedeutet, dass China und Russland keine vereinte Armee brauchen, sondern Vertrauen und gegenseitige Hilfe, zumal die Querelen um Taiwan erst am Anfang stehen. Für China ist Taiwan ein Shatter-Belt-Gebiet, um den Begriff von Prof. Saul Cohen, USA, zu verwenden.
Was Deutschland anbelangt, so besteht seine künftige Aufgabe darin, dasNiveau seines Verteidigungspotenzials zu erhöhen, vielleicht auch sogar mit russischer Hilfe;gemeinsame militärische Initiativen mit Frankreich zu planen und umzusetzen; zusammen mit Frankreich das listige England (soweit möglich) an sich zu binden, um letztendlich die Möglichkeit zu entfalten, den US-amerikanischen Einfluss auf die Länder Europas zu begrenzen,damit diese aufhören, ein unfähiges und rückgratlosesUS-amerikanisches Protektorat zu sein.So lautsie auch im gemeinsamen Chor „Ruhm der NATO und den USA“ singen, die führenden britischen, deutschen und französischen Politiker haben seit mindestens 50 Jahren eine klare Vorstellung von den US-Aktionen in Afghanistan sowie in der Welt im Allgemeinen.
Außerdem stellt sich die Frage, ob sie sicher sein können, dass ihnen nicht das gleiche Schicksal widerfährt? Wie es einmal mehr klar wurde – die Vereinigten Staaten werfen jeden jederzeit ab, sofern dies in ihrem Interesse liegt.
Die wichtigste Schlussfolgerung lautet also: Das russische strategische Konzept gegenüber Europa bewegt sich in Richtung einer Anhebung des Status Deutschlands und damit Frankreichs innerhalb Europas und entwickelt sich parallel zu den innereuropäischen Zerfallsprozessen und der Tendenz zur Wiedererlangung der Rolle des Nationalstaates als wichtigsten Akteur der internationalen Politik mit allen sich daraus ergebenden Aufgaben, Problemen und sich bietenden Chancen.
Sofia, 15. September 2021
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Първото българско списание, издадено от Константин Фотинов за пръв път през 1844 г. в гр. Смирна (дн. Измир). С него е поставено началото на българския периодичен печат. На 1 април 2013-та година, 169 години след началото на първото издание на списание „Любословие”, поставяме началото на неговото онлайн издание